DFG Science TV – Wissenschaft und Fernsehen

Wissenschaftliches Forschen und Arbeiten ist niemals Selbstzweck, sondern muß in der Gesellschaft verankert sein. Ohne eine starke Verbindung in die Gemeinschaft der Kollegen und Nichtkollegen/Fachfremden/Laien ist Wissenschaft im Elfenbeinturm und verliert so ihre Existenzlegitimation. Mit verschiedenen Mitteln werden Wissenschaftler diesem Grundgedanken gerecht. An erster Stelle sind die Publikationen gemeint, die ja durch die Bibliotheken der Allgemeinheit zur Verfügung steht (daß die überwiegende Menge der Themen dermaßen spezialisiert sind, daß nur wenige sie rezipieren können, steht auf einem anderen Blatt). Tagungen und Konferenzen bilden einen weiteren Weg. Mit der Etablierung des Internets im alltäglichen Umgang der Menschen eröffnen sich neue Wege. Dies erkannte auch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), die 2009 DFG ScienceTV ins Leben rief. Unter dem Motto „Weck den Forscher in Dir“ dokumentieren zehn ausgewählte Forscherteams selbst filmisch ihre Arbeit. In dreiminütigen Kurzberichten erhält so der Betrachter Einblick in ihre Arbeit, in die Probleme, aber auch in den Erkenntnisfortschritt. In gewisserweise sind dies kleine Reportagen. Da die Forscher die Filme selber drehen, sind sie in ihrer Art individuell. Zwar versuchte die DFG eine gewisse Streuung der Wissenschaftsgebiete zu erreichen, jedoch überwiegen (acht von zehn Bereichen) die Naturwissenschaften. Dies mag wohl dem geschuldet sein, daß naturwissenschaftliche Experimente spannender für den Betrachter sind als das Studium von Büchern oder Akten der Geisteswissenschaftler. Sehr zum Nachteil der Geisteswissenschaften. Ihre benachteiligte Stellung in der Wissenschaft wird hier wieder sehr deutlich.
Insgesamt ist es eine sehr interessante, auch gut umgesetzte Idee, Forschung der Allgemeinheit näher zu bringen. Mich würde die Zugriffszahlen und die Verbreitung der Filme interessieren? Wer von Ihnen kannte diese Filme schon vorher? Was meinen Sie zu diesem Projekt?

6 Responses to DFG Science TV – Wissenschaft und Fernsehen

  1. Danke für den Beitrag! Ein paar schnelle Gedanken:

    Ich sehe beim (dankenswerterweise fortgeführten) Projekt DFG ScienceTV noch einen weiteren, aus meiner Sicht immens wichtigen Punkt: die Identifikation einzelner Köpfe und damit der Erkennung des Menschen dahinter.

    Wann und wo immer ich auch zum Thema Wissenschaft und Kommunikation (oder auch Wissenschaftskommunikation) diskutiere, gibt es einen Zwiespalt in der Wahrnehmung der Wissenschaftler. Der (besonders fachlich) interessierte Teil weiß in der Regel um das Verteilungsbild des Wissenschaftlers in seiner Gesamtheit; dass der Wissenschaftler also nicht unbedingt nur der grauhaarige, ältere Mann mit Brille und wohlüberlegter, rhetorisch gewandter Sprechweise ist. In den Köpfen des anderen Teils, der nur am Rande an Wissenschaft und Forschung interessiert ist, gibt es aber noch immer genau dieses Klischeebild.

    Dabei gibt es in allen Wissenschaftsorganisationen, wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen und F&E-Abteilungen von Unternehmen neben den „grauen Eminenzen“ genau auch den jungen „wilden“ Nachwuchs (sowohl weiblich, wie auch männlich), der wissenschaftlich zwar weniger Erfahrung hat, forscherisch aber nicht minder begabt oder motiviert ist.

    Wenn wir Jugendliche (Schüler) und junge Erwachsene (Studenten und Auszubildende) für Wissenschaft und Technik nachhaltig begeistern und später gewinnen wollen (was ja Initiativen wie MINT beabsichtigen), dann müssen wir genau diese junge Garde an Wissenschaftlern aus dem nicht-, oder wenig beachteten Hintergrund ziehen und ihnen auch in der öffentlichen Wahrnehmung ein Gesicht geben. Meines Erachtens ist es notwendig, dass wir zeigen, dass Wissenschaft (und auch Technik) interessante Betätigungsfelder bieten – auch und besonders für den Nachwuchs. Und es gibt eine Vielzahl von jungen Wissenschaftlern (auch unter 30), die diese Message transportieren könnten.

    In dieser Hinsicht ist DGF ScienceTV ein sehr guter Schritt, der in ähnlicher Form auch durchaus in weiteren Organisationen schon verfolgt wird. Ich würde eine breitere Beteiligung allerdings noch mehr schätzen.

    Im Übrigen finde ich z.B. das Herausgreifen von ausschließlich einzelnen Spitzennachwuchswissenschaftlern für weniger effektiv, um potentiellen Nachwuchs auf breiter Ebene (und nachhaltig) eine Idee davon zu geben, was Wissenschaft und Technik für die Zukunft eines Jeden bereithalten könnten. Hier verschenkt man m.E. Identifikationspotential.

  2. Oliver Tacke sagt:

    Schöner Kommentar, den unterschreibe ich.

  3. Danke Oliver!

    Dies ist ein Thema, welches ich schon längere Zeit auf der Liste habe. Hierzu könnte ich mir u.a. sehr gut einen Interview-Podcast vorstellen (das Konzept liegt schon ewig in meiner Schublade). In letzter Zeit bin ich allerdings auf einigen Veranstaltungen gewesen, wo das Thema „Personalia“ arg stiefmüptterlich behandelt wurde.

    Mein Eindruck ist, dass der Fokus momentan nahezu ausschließlich (oder zumindest sehr stark) auf die finanziellen Zuwendungsmöglichkeiten gerichtet ist.

    Vielleicht krame ich das Thema doch noch einmal heraus.

    • wenkerichter sagt:

      Die Idee klingt spannend. Gibt es schon konkrete Pläne/Vorstellungen, wer interviewt werden soll? Auf welcher Plattform das Projekt laufen kann?

      • All das ist noch in einem sehr groben Entwurfsstadium (zumindest auf dem Papier – zwischen meinen Ohren bin ich da schon etwas weiter).

        Bisher habe ich mir maßgeblich um den thematischen Rahmen, das Format und die Voraussetzungen dafür Gedanqken gemacht. Geplant war, sich hier einen Partner in diesem Bereich zu suchen, der sowohl als starker Fürsprecher agieren kann (nicht muss), als auch gewillt ist ein wenig Raum oder sogar Equipment zur Verfügung zu stellen. Natürlich habe ich durch meine Tätigkeit beim Fraunhofer (und damit ja mitten in der Wissenschaftswelt) auch schon einige Ideen für potentielle Kandidaten, die sich jedoch bei weitem nicht nur auf Fraunhofer-Wissenschaftler beschränken.

        Je mehr ich darüber nachdenke, desto wichtiger scheint mir eigentlich die Umsetzung.

      • wenkerichter sagt:

        Ich denke, daß so ein Projekt auch wichtig ist. Vielleicht findet sich hier ja Unterstützung dafür.

Hinterlasse einen Kommentar